Foto: ZDF Morgenmagazin

Thema Nahost an Schulen: „Es geht nicht darum, Partei zu ergreifen“

Das ZDF-Morgenmagazin sendet einen Beitrag über den Umgang mit dem „Nahost-Konflikt“ an einer Brennpunktschule in Köln-Mülheim mit hohem Migrantenanteil. Das Narrativ eines verständigen Zuhörens prägt den gesamten Beitrag. Damit wird eine falsche Ausgewogenheit (False Balance) hergestellt: Es soll Verständnis aufgebracht werden, anstatt klare Ansagen zu antisemitischem Terror zu machen.

Das ZDF wählt einseitige O-Töne und verharmlosende Begriffe

  1. „Palästinenser sind nicht alle Hamas-Anhänger“ sagt der Lehrer vor seiner Klasse.
  2. Man solle eine Haltung ablegen, die erklärt und bewertet. Es sei Zeit des Zuhörens, sagt ein Referent für Lehrerbildung.
  3. Jugendliche hätten noch „keine gefestigten Weltbilder“, hofft ein Experte für antisemitische Diskriminierung.
  4. Schüler berichteten von einem „Lagerdenken“ heißt es verharmlosend im Off-Kommentar, während der Zuschauer Bilder eines TikTok-Videos mit dem Titel „Fuck Israel“ sieht.
  5. Ein „bisschen böses Blut“ gebe es, sagt ein Schüler.
  6. Und zuletzt noch einmal der Lehrer vom Anfang: „Es geht nicht darum, Partei zu ergreifen“, sagt er. Es braucht keine schwarz-weiß-Malerei.

Der ZDF-Bericht präsentiert eine überaus verständnisvolle, die Perspektiven der muslimischen Schüler vermeintlich ausbalancierende Berichterstattung. Obwohl sogar gewaltverherrlichende TikTok-Videos angesprochen werden, erfolgt keine Einordnung, wie damit umzugehen ist.

Wir fragen:

„Es geht nicht darum, Partei zu ergreifen“, lernt der Zuschauer und fragt sich sogleich: Wirklich nicht? Warum berücksichtigt der Bericht in keiner Weise die Gegenperspektive, erst recht nicht angesichts pro-palästinensischer Jubelschreie auf deutschen Straßen? Kann man gegenüber Terror unparteiisch sein? Das ZDF gibt vor, mit seinen Berichten über Verständnis für muslimische Schüler Ausgewogenheit herzustellen. Faktisch ist es damit einseitig.

Bemerkenswert ist, dass der Eifer zur Ausgewogenheit an anderer Stelle geringer ausfällt. So stellt Funk in seinem jüngsten Wochenrückblick fest, dass ein beträchtlicher Anteil junger Menschen bei den Landtagswahlen in Bayern und Hessen AfD gewählt hat. Deren Motive werden weniger verständnisvoll beleuchtet. Rechtsextremismus sei ihnen egal, resümiert eine Redakteurin. Zuhören: hier kein Thema.

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