Wer Kulturkämpfe leugnet, wird sie um so schwerer verlieren – das schreibt Andreas Rödder in einer Kolumne für die „Allgemeine Zeitung“. Der Leiter der Denkfabrik R21 empfiehlt bürgerlichen Parteien, kontroverse Debatten selbstbewusst zu führen.
Kulturkämpfe sind laut Duden die „Auseinandersetzungen über kulturelle, ethische, soziale u. a. Fragen innerhalb einer Gesellschaft“. Rödder nennt als Beispiele die Debatten über Leitkultur, Gendersprache, Diversity oder Abtreibung. Aber immer mehr Begriffe würden von vermeintlich neutralen und beschreibenden zu moralisch aufgeladenen Kampfbegriffen der politischen Öffentlichkeit. „Die Linke führt Kulturkämpfe, und zwar mit guten Gründen“, so der Historiker. Konservative Gegenwehr hingegen werde mit dem Begriff des Kulturkampfes diskreditiert und delegitimiert. Das sei „ein Kulturkampf, der mit dem Begriff Kulturkampf beginnt“ und dem Gegner die Begriffe aus der Hand schlage.
Statt sich davon ins Bockshorn jagen zu lassen, sollte insbesondere die Union ihre „ignorante Bräsigkeit überwinden, solche Fragen für Schaum auf der Welle zu halten“, schreibt Rödder. In Wahrheit seien sie die „Tiefenströmung, die die Welle trägt“. Welche Sprengkraft sie besitzen, habe das Desaster um die Verfassungsrichterwahl deutlich gemacht. Um in Kulturkämpfen zu bestehen, müsste die rechte Mitte sie zunächst mal anerkennen. Für sich entscheiden könne man sie durch „begründete und kontroverse Argumentation und mit robuster und selbstbewusster Zivilität“.