Foto: Denkfabrik

Lehren aus Corona: Was nie wieder passieren darf

„Wir sind gut durch die Corona-Pandemie gekommen“, heißt es oft. Aber stimmt das wirklich? Fünf Jahre nach dem ersten Lockdown wirft Kristina Schröder den Blick zurück. In der Tageszeitung „Die Welt“ rechnet sie mit der Pandemiepolitik ab und zieht sie fünf Lehren für die Zukunft.

Die Polizei jagte Jugendliche durch Parks, Menschen starben einsam in Krankenhäusern und Reisefreiheit wurde zur Verhandlungsmasse. Für die stellvertretende R21-Leiterin Kristina Schröder waren das klare Grenzüberschreitungen, die unser Rechtsstaat so bisher nicht kannte. Die scharfen Maßnahmen in Deutschland verursachten massive psychische, soziale und wirtschaftliche Schäden, führten im Vergleich zu anderen Ländern aber nicht zu einer geringeren Übersterblichkeit – im Gegenteil. Folgende fünf Lehren zieht Schröder für die Zukunft:

  1. Nie wieder Verweigerung von Abwägung: Unser Leben besteht aus Abwägungen. Der Versuch, jedes Risiko auszuschließen, lähmt uns. Abwägung ist Kern politischer Entscheidungsfindung.
  2. Nie wieder Verzweckung von Kindern: Kinder wurden in der Pandemie zum Mittel für die Zwecke anderer gemacht. Sie hatten kaum Nutzen von den Maßnahmen, aber immensen Schaden. Das ist in einem Rechtsstaat inakzeptabel.
  3. Nie wieder Unmenschlichkeit: Einsames Sterben, Isolation alter Menschen, Geburten mit Maske, Ausgrenzung Ungeimpfter – das war unmenschlich. Der Zweck heiligt niemals unmenschliche Mittel.
  4. Nie wieder „Hört auf die Wissenschaft“ bei Werturteilen: Wissenschaft kann uns Fakten liefern, aber keine normativen Urteile. Die Vermischung von Wissenschaft und Politik in der Pandemie war gefährlich.
  5. Nie wieder Verächtlichmachung von Skeptikern: Kritik an den Maßnahmen wurde oft pauschal als „Verschwörungstheorie“ abgetan. Dabei ist es wichtig, Verhältnismäßigkeit zu hinterfragen, auch wenn sich manche „Theorien“ später als wahr herausstellen.

Author

  • Kristina Schröder

    Kristina Schröder ist stellvertretende Leiterin der Denkfabrik R21 und arbeitet als selbständige Unternehmensberaterin, Publizistin und Kolumnistin bei der Tageszeitung WELT. Von 2002 bis 2017 war die Christdemokratin Mitglied des Deutschen Bundestages. Neben ihrem Mandat schrieb sie ihre Dissertation bei dem Mainzer Politikwissenschaftler Jürgen W. Falter zum Unterschied zwischen Gleichheit und Gerechtigkeit. Von 2009 bis 2013 war sie Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. „Danke, emanzipiert sind wir selber. Abschied vom Diktat der Rollenbilder“ lautete der Titel ihrer 2012 erschienenen Streitschrift, in der sie für eine Politik der Wahlfreiheit und des Respekt des Staates gegenüber privaten Lebensentwürfen von Frauen und Familien plädiert. Im September 2021 veröffentlichte Kristina Schröder die Essaysammlung "FreiSinnig. Politische Notizen zur Lage der Zukunft". Schröder engagiert sich ehrenamtlich in der schulischen Elternarbeit und als Botschafterin der Initiative Neue soziale Marktwirtschaft.

    Alle Beiträge ansehen
703 Fördermitglieder aktuell
Unser Ziel 1.000
70%
Noch 297 bis zum Ziel!
Jetzt Fördermitglied werden

Neueste Beiträge

Am meisten gelesen

Tags

Denkfabrik R21 Newsletter

Bleiben Sie auf dem Laufenden

News

Ähnliche Artikel

Am 4. November wird in New York City ein neuer Bürgermeister gewählt. Höchstwahrscheinlich wird der 33-jährige Demokrat Zohran Mamdani gegen...

Das argentinische Wirtschaftswunder ist ins Stocken geraten, die Parlamentswahlen am 26. Oktober könnten für Javier Milei zum Schicksalstag werden. In...

Der Wohnungsmarkt ist einer der am schärfsten regulierten Märkte in Deutschland, und dennoch (oder gerade deswegen?) herrscht in den Augen...

In die klima- und energiepolitische Debatte in Deutschland kommt endlich etwas mehr Realismus. Lange endete jede Debatte über eine bessere...

Massenmigration, marode Infrastruktur, staatliche Übergriffigkeit: Das vereinte Europa nach 1990 ist gekennzeichnet von Überambition und Unterperformanz. Kann der daraus resultierende...

Sehr geehrte Freunde und Unterstützer von R21, Sie werden wahrscheinlich mitbekommen haben, dass Republik21 eine Förderung von 250.000 Euro aus...

Der Klima-Expertenrat der Denkfabrik R21 fordert eine Reform der europäischen Klimaschutzziele. Das Problem aktuell: Je weniger ambitioniert andere Länder vorgehen,...

Wie sich der ÖRR um Antworten drückt Julia Ruhs avancierte mit ihrem Format „Klar“ nachweislich zum Zuschauerliebling, dann schasste sie...

Kristina Schröder fordert Reformen beim Bürgergeld: „Jeder, der arbeitsfähig ist, aber lieber nichts tut und auf Kosten der Gemeinschaft lebt,...