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Stegemann kritisiert grünen Belehrungseifer

„Der Abgrund zwischen dem moralischen Auftreten und den realen Ergebnissen ihrer Politik wurde für alle sichtbar“ – so erklärt Bernd Stegemann die schwindenden Zustimmungswerte der Grünen. Im Interview der „Welt“ erklärt das Mitglied des R21-Beirats, warum der identitätspolitische Ansatz der Öko-Partei ihrem eigenen Kernanliegen schadet.

Stegemann attestiert den Grünen im Interview moralischen Hochmut und einen ausgeprägten Belehrungseifer: „Wenn Politiker sich in der Rolle des Volkslehrers gefallen, geraten sie auf das falsche Spielfeld“, so der Dramaturg. Er wirft der Partei vor, die Vielfalt der Meinungen zu einer Monokultur machen zu wollen. Doch auch die Sympathien, die die Partei in vielen Redaktionen genießt, würden ihr kaum noch nützen: „Es gibt inzwischen viele alternative Medien. Und die Macht der grünen Medien erreicht nur noch die eigene Blase.“

Die Umwelt intakt zu halten, sei die zentrale Aufgabe jeder Generation, sagt Stegemann. „Darum ärgert es mich, dass die Grünen daraus eine Agenda von Moralaposteln gemacht haben.“ Indem man Umweltpolitik zu einem identitätspolitischen Thema mache, schade man dem Anliegen, denn die Ergebnisse grüner Politik seien dürftig „und der Widerstand dagegen viel größer ist, als er der Sache nach sein müsste“. Es sei kein Zufall, dass Menschen, die auf dem Land leben oder sogar von der Landwirtschaft leben, die Grünen ablehnen, erklärt das R21-Beiratsmitglied – „so wie die Grünen diese Menschen als rückständig verachten“.

Der Professor für Theatergeschichte und Dramaturgie analysiert im Interview auch die Strategie linker Kulturkämpfe: „Man diffamiert den Gegner als Böse und wird dadurch zum Guten. Und man misst mit zweierlei Maß.“ Als Beispiel für doppelte Standards nennt Stegemann die Aktionen der „Letzten Generation“ und die Bauernproteste. Die negative Konsequenz bestünden in einem wachsenden Widerstand, „der dabei nicht selten zum gleichen Mittel greift, nur dann eben von rechts außen.“ Deshalb hätten die linken Kulturkämpfe hätten die Öffentlichkeit nachhaltig geschädigt.

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