Liberale müssen es wieder schaffen, Menschen für die Freiheit zu begeistern – das schreibt Martin Hagen in einem Gastbeitrag für die Tageszeitung „Die Welt“. Der R21-Geschäftsführer analysiert die Krise des Liberalismus und plädiert dafür, den Kulturkampf gegen illiberale Kräfte anzunehmen.
Die These vom „Ende der Geschichte“ hat sich als Irrtum erwiesen. Die Prinzipien des Liberalismus haben sich nach dem Ende des Kalten Krieges nicht unumkehrbar durchgesetzt – sie stehen wieder unter Druck. Nicht nur durch autoritäre Regime wie Russland oder China, schreibt Martin Hagen in seinem Gastbeitrag, sondern auch durch intellektuelle Angriffe im Westen selbst:
„Von rechts geißeln Denker wie Patrick Deneen den Liberalismus als Ideologie, die Tradition und Gemeinschaft zersetze und damit ihre eigenen Grundlagen zerstöre. Von links erklären ihn postkoloniale und queerfeministische Theoretiker zum Machtinstrument des Westens und des Patriarchats. Und aus der Klimabewegung heißt es, der Kapitalismus sei mit dem Überleben des Planeten unvereinbar.“
Hagen zitiert Friedrich August von Hayek, der eine Krise des Liberalismus schon 1949 vorausgeahnt hatte: „Es mag sein, dass die Freiheit, wenn sie einmal errungen ist, als selbstverständlich hingenommen und nicht mehr wirklich geschätzt wird.“ Der liberale Ökonom plädierte damals für mehr Mut zur Utopie – und ein Programm, das über die bloße Verteidigung des Bestehenden hinaus geht.
Den R21-Geschäftsführer erinnert das an den Erfolg des argentinischen Präsidenten Javier Milei. Dessen inhaltliche Überzeugungen müsse man nicht alle teilen – aber er habe es geschafft, Menschen für die Idee der Freiheit zu begeistern. Dagegen wirke der Liberalismus in Deutschland oft nüchtern und angepasst. „Dabei war er auch hier mal eine revolutionäre Kraft“, so Hagen. Anders als 1848 müssten deutsche Liberale heute zwar nicht mehr auf die Barrikaden gehen, „aber sie sollten um die Deutungshoheit kämpfen, statt vor dem Zeitgeist zu kapitulieren.“
Zu lange hätten die Gegner der Freiheit die kulturelle Hegemonie gehabt und Begriffe wie „Eigenverantwortung“ oder „Individualismus“ diskreditieren können, schreibt der ehemalige FDP-Landespolitiker. Tatsächlich sei der Liberalismus mit seinem Bild vom freien Individuum, seinem Respekt vor der Unterschiedlichkeit der Menschen und seiner Chance zum sozialen Aufstieg durch eigene Leistung die menschenfreundlichste aller politischen Denkrichtungen.
Eine Krise des Liberalismus zeige sich in Deutschland an der aktuellen Politik, so Hagen: „Immer mehr Regulierung, ideologische Energiepolitik, ungesteuerte Migration, verengte Debattenräume und ein Staat, der gleichzeitig übergriffig und dysfunktional erscheint.“ Gleichzeitig kämpfe die FDP um ihre Existenz. Dabei brauche es in Deutschland eine liberale Kraft, die sich zur Anwältin der mündigen Bürger und die Interessen der fleißigen Menschen vertrete, die etwas leisten und bewegen wollen.
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Martin Hagen ist Politiker und Geschäftsführer der Denkfabrik R21. Er wurde 1981 in La Spezia (Italien) geboren, wuchs im Landkreis Rosenheim auf und studierte in München Politikwissenschaft. Danach war er unter anderem als Pressesprecher, Hauptgeschäftsführer und selbständiger Kommunikationsberater tätig. 2018 führte er die FDP als Spitzenkandidat zurück in den Bayerischen Landtag und war dort fünf Jahre lang Fraktionsvorsitzender. Von 2019 bis 2025 war er Mitglied des FDP-Bundesvorstands, von 2021 bis 2025 Landesvorsitzender der FDP Bayern. Kommunalpolitisch engagiert er sich als Gemeinderat in Vaterstetten. Das Wirtschaftsmagazin “Capital” zeichnete ihn dreimal in Folge mit dem Titel „Junge Elite – Top 40 unter 40“ aus. Hagen ist Vater von zwei Kindern und lebt in Baldham.
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