Afghanistan drohen bürgerkriegsähnliche Zustände
Afghanistan droht eine ungewisse Zukunft, in der sich zwei islamistische Gruppierungen, die Taliban und ein Ableger des IS, bekämpfen. R21-Gründungsmitglied Susanne Schröter erläutert im Interview mit dem ZDF-Morgenmagazin Ziele und Struktur der beiden Organisationen.
Die Taliban sind eine regional operierende Bewegung, die, so Schröter, ihre Ursprünge in der fundamentalistischen antikolonialen Deobandi-Bewegung im Indien des 19. Jahrhunderts habe. Im Zuge der unterschiedlichen Besatzungen, vor allem daber durch die sowjetische Besatzung in den Jahren 1978 bis 1989 habe sie sich politisiert. Sie sei zur Befreiungsbewegung geworden, die auch als Kraft gegen die westlichen Truppen von einem Teil der Bevölkerung begrüßt wurde. Das Ziel der Taliban sei ein islamisches Emirat in Afghanistan, dessen rechtliche Grundlage die Scharia sein soll.
Der Islamische Staat ist, so die Islamwissenschaftlerin, eine transnationale, sehr viel gewalttätigere Bewegung, die eine islamische Weltherrschaft anstrebe und durch ihre Schreckensherrschaft in Syrien und im Irak bekannt wurde.
Teilung oder Machtkampf?
Aus jetziger Sicht sei denkbar, dass sich beide Organisationen in verschiedenen Teilen Afghanistans etablieren oder aber auch der IS vertrieben werde. Angesichts der großen ethnischen Verschiedenheit der afghanischen Bevölkerung und angesichts auch innerer Widersprüche und Rivalitäten innerhalb der beiden islamistischen Gruppen sei zunächst einmal viel Chaos zu befürchten.
Das Interview in der ZDF-Mediathek >
Zur Zukunft Afghanistans nach dem Abzug hat Susanne Schröter auch in der Zeitschrift Das Parlament einen Beitrag > veröffentlicht.