Foto: Institut für Schweizer Wirtschaftspolitik

Andreas Rödder: «Im Westen herrscht eine Werteverwirrung»

Nach dem Ende des Kalten Krieges 1990 habe sich der Westen als Sieger am Ende der Geschichte gewähnt, sagt R21-Leiter Andreas Rödder in einem Vortrag am Institut für Schweizer Wirtschaftspolitik (IWP) an der Universität Luzern am 27. August 2025.

Man habe erwartet, dass sich Marktwirtschaft und liberale Demokratie nun auf der ganzen Welt durchsetzen würden, nötigenfalls durch militärische Unterstützung. Übersehen worden sei jedoch, dass diese Werte in der restlichen Welt, insbesondere in Russland und in China, von Anfang an auf Skepsis stiessen. Der Irakkrieg 2003 und die Finanzkrise 2008 hätten das Selbstverständnis des Westens erschüttert und dessen Krise eingeleitet.

Heute befänden wir uns in einem neuen Kalten Krieg, der jedoch wesentlich verworrener und unberechenbarer sei als sein Vorgänger. Die russische Intervention in Georgien, die Annexion der Krim und der Angriff auf die Ukraine hätten die transatlantische Allianz zwischen Europa und der USA auf eine harte Probe gestellt.

Durch den wirtschaftlichen Aufstieg Chinas hätten sich die Machtverhältnisse zusätzlich zugunsten des Ostens verschoben. Gleichzeitig würden innenpolitische Grabenkämpfe die westlichen Demokratien herausfordern. Die Grundprinzipien der liberalen Demokratie wie Pluralismus, Meinungsfreiheit und Rechtsstaatlichkeit würden sowohl von linken wie rechten Parteien zunehmend angezweifelt.

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