Gazakrieg: Mansour kritisiert muslimische Opfererzählung
Das Leid der Palästinenser in Gaza werde in Deutschland nicht gesehen, klagte die SPD-Politikerin Sawsan Chebli kürzlich in einem Interview. R21-Extremismusexperte Ahmad Mansour hält dagegen: Nicht Muslime, sondern Juden erlebten seit dem 7. Oktober 2023 einen enormen Zuwachs an Feindseligkeit. Antisemitismus unter Migranten dürfe nicht länger tabuisiert werden.
Chebli hatte kritisiert, Palästinenser würden in Deutschland kaum Empathie und Solidarität erfahren, sondern „Ausgrenzung, Misstrauen und immer öfter puren Hass.“ Die SPD-Politikerin rede an den Fakten vorbei und bediene eine „muslimische Opfererzählung“, entgegnet Mansour, der selbst palästinensischer Herkunft ist, in einem Gastbeitrag für die „taz“. Ohne Zweifel seien die Bilder vom Gazakrieg tragisch und schwer erträglich. Der Konflikt bewege die Öffentlichkeit, jeden Abend seien die Bilder in den Nachrichten zu sehen. „Es gab und gibt weitaus weniger Kundgebungen in Solidarität mit Israel als mit Palästinensern in Gaza“, stellt der R21-Experte klar.
Das Massaker an 1.200 Israelis und die Entführung von 240 Geiseln erwähne Chebli mit keinem Wort: „Es geht im Gazakrieg um einen der schwersten Kämpfe gegen den Terror, die je geführt wurden“, so Mansour. „Hamasführer machen keinen Hehl daraus, dass sie zivile Opfer wollen, um Hass auf Israel anzufachen.“ Viele Aktivisten, auch hierzulande, spielten dieses Spiel mit.
In muslimischen Communities sei das Ressentiment gegen Israel und die Juden Folklore, schreibt Mansour – „es liefert Sündenböcke, es lenkt ab von den Defiziten muslimisch geprägter Gesellschaften“. Der Antisemitismus unter Migranten sei in Deutschland lange ausgeblendet worden: „Probleme wurden im Namen von Toleranz ignoriert.“ Diese falsche Toleranz scheine Chebli noch mehr einzufordern, kritisiert Ahmad Mansour.
Kritik an der Regierung Netanjahu sei nötig und richtig. Aber sogenannte „Israelkritik“ werde zu oft instrumentalisiert, um Judenhass zu verbreiten. Das zu benennen sei nicht „muslimfeindlich“, sondern Haltung und Handeln im Sinn der Demokratie. „Ich wünsche mir, dass Sawsan Chebli und andere, die so denken wie sie, die Tatsachen anerkennen, hier im Land und im Nahen Osten“, schreibt der R21-Experte in seinem Gastbeitrag. „Es wäre großartig, wenn sie mit für die Aufklärung streiten würden.“