Foto: FFGI

Gründung der neuen Denkfabrik „R21“

Als Stimme derer, die sich als „im ursprünglichen Sinne bürgerlich verstehen“ sieht sich die neue Denkfabrik „R21“. Im Gespräch mit SWR2 erklärt die Mitgründerin und Frankfurter Ethnologie-Professorin Susanne Schröter, was Idee, Anspruch und Zielsetzung der Denkfabrik ist.

„Wir sind eine Denkfabrik im Aufbau, ein ‚lean start-up‘. Wir beginnen gerade, ein Programm zu entwerfen und Expertise zu bündeln“. Dabei sei die Denkfabrik keiner Partei zugeordnet, sondern definiere sich als unabhängige Stimme, deren Grundlage ein bürgerlich-liberaler Wertekanon sei. Nachfolgend das Interview im Auszug:

„Wir bekommen enormen Zuspruch“

Im Prinzip gehe es darum, herauszufinden, was Bürgerlichkeit aktuell bedeute. Ziel von „R21“ (R steht für „Republik“) sei es auch, Politik zu beraten – „dort, wo es gewünscht wird.“ Mit R21 wolle man die Debatte um den Begriff und die damit transportierten Werte befördern. Schröter betont, „R21“ sei nicht parteigebunden. Man wende sich an Menschen, die politischen Parteien von der CDU bis zu den Grünen nahe stünden. Das Echo auf die Gründung sei groß: „Wir stellen schon fest, dass wir enormen Zuspruch bekommen.“

Migrationsdebatte als ein Kernthema

Als Beispiel für ein Thema, das „R21“ aufgreifen will, nennt Schröter ihr eigenes Forschungsfeld Migration. Dort müsse man über das Bewältigen von Problemen nachdenken und neu justieren — um neue Identitätspolitiken und „Tribalismus“ zu verhindern, findet die Wissenschaftlerin: „Da gibt es einen grünen Mainstream, der das Thema ausblendet.“

Andere politische Strömungen hielten es dagegen für wichtig, denn Deutschland sei ein Einwanderungsland geworden, ohne dass es dafür eine Intention gegeben habe. Da helfe es, so Schröter, eine Bestandsaufnahme zu machen: „Wo stehen wir – auch in Europa? Welche Politik machen unsere Nachbarn?“ Es brauche klare Kriterien, welche Einwanderung man wolle, damit sich die Leute nicht verschanzen.

Bürgerlichkeit neu setzen

Der neue liberal-konservative Zusammenschluss sieht sich nicht als Versuch, „diejenigen, die sich ausgeklinkt haben, wieder ins Boot zu holen.“ Alle, die sich klassisch als bürgerlich sähen, seien aber eingeladen, sich zu beteiligen. Mit dabei sind unter anderem der Psychologe Ahmad Mansour, der Historiker Andreas Rödder, die ehemalige Kieler Oberbürgermeisterin Susanne Gaschke, NZZ-Chefredakteur Eric Gujer, der FDP-Ehrenvorsitzende Hermann Otto Solms und die ehemalige CDU-Familienministerin Kristina Schröder. Susanne Schröter, die an der Universität Frankfurt das Forschungszentrum „Globaler Islam“ leitet, meint: „Das ist auch der Charme der Initiative – dass Bürgerlichkeit neu gesetzt wird.“

Das vollständige Interview finden Sie in der ARD – Audiothek 

Author

  • Susanne Schröter ist Professorin am Institut für Ethnologie an der Goethe-Universität Frankfurt am Main, Vorstandsmitglied des „Deutschen Orient-Instituts“ und Senatsmitglied der „Deutschen Nationalstiftung“. Sie ist im wissenschaftlichen Beirat der „Bundeszentrale für politische Bildung“ sowie im Österreichischen Fonds zur Dokumentation von religiös motiviertem politischem Extremismus (Dokumentationsstelle Politischer Islam). Des Weiteren ist sie Mitglied der „Hessischen Integrationskonferenz“, des „Dialog Forum Islam Hessen“, des „Hessischen Präventionsnetzwerk gegen Salafismus“ und der „Polytechnischen Gesellschaft“. Im November 2014 gründete sie das „Frankfurter Forschungszentrum Globaler Islam“ (FFGI) und ist seitdem Direktorin der Einrichtung. Ihre Forschungsschwerpunkte sind: Islamismus und Dschihadismus; progressiver und liberaler Islam; Frauenbewegungen in der islamischen Welt; Konstruktionen von Gender und Sexualität; Säkularismus und Religion; Flüchtlinge und Integration; politische, religiöse und ethnische Konflikte.

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