Muezzinruf-Projekt ist keine Integration
Das R-21-Gründungsmitglied Susanne Schröter sieht das am vergangenen Freitag gestartete Kölner Modellprojekt zum Muezzinruf kritisch.
Im Interview mit dem Deutschandfunk macht die Leiterin des Forschungszentrums Globaler Islam an der Goethe-Universität in Frankfurt am Mainmacht auf mehrere Punkte aufmerksam: Der Muezzinruf beinhalte im Gegensatz zum textfreien christlichen Glockengeläut eine ausdrückliche Botschaft, nämlich, dass Allah der Größte sei, so Schröter. Er sei zudem nicht nur ein Ruf zum Gebet, sondern ein Schlachtruf.
Die Genehmigung des Rufs zum Freitagsgebet bedeute ein Privileg vor allem für die Vertreter eines politischen Islam wie etwa die Ditib, die Auslandsorganisation des türkischen Religionsministeriums. „Der türkische Präsident Erdogan möchte den Islam in Deutschland nach vorne bringen – nicht im Sinne der positiven Integration, sondern im Sinne von eher völlig aberwitzigen Übernahmefantatisen“.
Einseitige Parteinahme der Politik
Zudem wolle die Mehrheit der deutschen Muslime, die auch nicht den Organisationen des politischen Islam organisiert sei, den Muezzinruf gar nicht. Vor allem Geflüchtete hätten damit sogar teils traumatische Erfahrungen gemacht. Im Übrigen wollten auch die meisten deutschen Moscheen nicht öffentlich zum Gebet rufen. „Ich finde es bedenklich, dass sich die Politik allzu leichtfertig immer auf eine bestimmte Seite stellt und das dann als Integration feiert.“
Das Interview im Deutschlandfunk (Audio) >