Das Ende von DEI
Nach jahrelangem Theater, großen Gesten und wichtigem Gerede scheint mit Beginn der zweiten Amtszeit Donald Trumps das Ende der Initiativen für „Diversität, Gleichstellung, Inklusion“ („Diversity, Equity, Inclusion“) gekommen. Mark Zuckerberg schafft für Meta sämtliche DEI-Erfordernisse ab, bereits kurz nach der Wahl wurden diese von Amerikas größtem Arbeitgeber Walmart gestrichen, dann von MacDonalds, und die Chronicle of Higher Education berichtet regelmäßig von Universitäten (der Geburtsstätte von DEI), die dies bereits getan haben oder eventuell tun wollen.
Die Begründung für das Ende: DEI-Programme, die Rassismus und Sexismus doch eigentlich verhindern sollen, seien verlogen und förderten das Ressentiment unter dem Deckmantel seiner Bekämpfung. Zudem sei für die DEI linksprogressive Parteipolitik wichtiger als Effizienz, DEI-Massnahmen diskriminierten und verschwendeten Gelder an der falschen Stelle. Das FBI sei nicht mehr wiederzuerkennen gewesen, Hautfarben und sexuelle Orientierungen seien wichtiger gewesen als die Sicherheit des amerikanischen Volkes, sagte der Strafrechtler David Schoen auf Fox News. Im Dezember hatte auch das FBI seine DEI-Abteilung geschlossen.
Selbstredend ist der Gedanke, dass ein eine Gesellschaft in allen Teilen die ethnische und kulturelle Vielfalt ihres Landes widerspiegelt, gut und richtig. Doch eine jüngste Studie des Network Contagion Research Institutes der Rutgers Universität befand: Extremes Antirassismus-Training produziert Rassismus. DEI verfolge an amerikanischen Hochschulen, Institutionen und in großen Teilen der Gesellschaft das Ziel bedingungsloser Vielfalt – und gehe zugleich einher mit der Reinigung von Personen, Worten, Ideen und Themen, die die herrschende Klasse (weiß, männlich, heterosexuell) repräsentieren.
Der DEI-Diskurs – wie auch der Wokismus – entstand aus der sogenannten «critical race theory», der seit den Bürgerrechtsbewegungen der 1960er Jahre akademisch und rechtlich vertretenden Annahme, dass «systemischer», das heißt jeden Lebensbereich durchdringender Rassismus Teil der amerikanischen Gesellschaft sei, ja diese gleichsam ausmache. Aus der «critical race theory» folgten schon früh exekutive Massnahmen, wie der von John F. Kennedy 1961 eingeführte «Executive Order 10925» und der «Civil Rights Act» von 1964, die vorsahen, dass an Arbeitsplätzen und in Institutionen nicht aufgrund von Rasse, Religion, sexueller Orientierung oder nationaler Herkunft diskriminiert werden dürfe.
«Racial quotas» sah die «affirmative action» nicht vor, wohl aber gab es sie. Bei Bewerbern gleicher Qualifikation, sollte die jeweils repräsentierte «Minderheit» den Vorzug bekommen. Vereinfacht formuliert: Bewarben sich ein Mann und eine Frau, ging die Position an die Frau, bewarben sich eine Frau und ein afroamerikanischer Mann, ging die Position an den afroamerikanischen Mann, bewarben sich ein heterosexueller und ein homosexueller afroamerikanischer Mann, ging die Position an letzteren.
Sowohl die Regierung unter Obama als auch unter Biden ratifizierten verschiedene «Executive Orders» zur Diversität, Gleichheit und Inklusion am Arbeitsplatz; während Trumps erster Amtszeit und den #MeToo- und #BlackLivesMatter-Bewegungen explodierten DEI-Massnahmen an amerikanischen Hochschulen. Sie sollten Selektivität und Bevorzugung durch Inklusion und Gleichheit für alle ersetzen – und schufen ein ideologisch-manisches Klima des Ressentiments. Die Verpflichtung zu Diversität, Gleichstellung und Inklusion musste in aufwendigen Bewerbungsschreiben und öffentlichen Briefen kundgetan werden – und spaltete die Fakultäten, brachte Kollegen gegeneinander auf und brachte qualifizierte, aber im Verfassen ideologischer Bekenntnisse nicht hinreichend versierte Akademiker um jegliche Aufstiegschancen.
White Supremacy, die weiße Vorherrschaft, wurde als fortdauernde, die Welt rassifizierende Wurzel allen Übels ausgewiesen, die endlich gezogen werden müsse. In den Geisteswissenschaften verwiesen indigene Forscher auf den in westlichen Gesellschaften fortdauernden „Siedlerkolonialismus“, während der von einem weißen Menschen ausgesprochene Satz „ich bin nicht rassistisch“ als Inbegriff des Rassismus galt.
Das Ende von DEI begann Anfang 2024 mit der Krise der Harvard Universität und ihrer Präsidentin Claudine Gay, der es nicht gelungen war, die anti-semitischen und pro-terroristischen Campusproteste nach dem Terrorangriff der Hamas auf israelische Bürger am 7. Oktober 2023 einzudämmen. Zudem sah sie sich mit Plagiatsvorwürfen konfrontiert. Und obendrein richtete sich das Augenmerk auf Gays dürftige Publikationsliste. Dies, so der Tenor, sei für eine Universitätspräsidentin inakzeptabel, Gay eine unqualifizierte Begünstigte von DEI-Maßnahmen, die den verheerenden Antisemitismus unter Studierenden und in der Gesellschaft produziert hätten. Claudine Gay trat von ihrem Amt zurück. Seit Januar 2024 – so berichtet die Chronicle of Higher Education – haben etwa zweihundert amerikanische Universitäten ihre DEI-Programme reduziert oder abgeschafft.