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Foto: Denkfabrik R21

Arbeitszeit: Wahlfreiheit statt Vollzeit-Zwang

Mit Blick auf berufstätige Mütter ist immer wieder von der „Teilzeitfalle“ die Rede. Die R21-Gründerin und ehemalige Familienministerin Kristina Schröder sieht Teilzeitmodelle nicht als Falle, sondern als bevorzugtes Modell der meisten Familien. Anstatt Eltern in Vollzeitjobs zu zwingen empfiehlt sie, auch Top-Positionen in Teilzeit zu ermöglichen.

In ihrer Kolumne für die Tageszeitung „Die Welt“ spricht Schröder von einer „trauten Allianz von Volkswirten und Volkserziehern“, die Eltern zu einer höheren Arbeitszeit drängen wolle. Sie selbst hingegen erteilt Vorschlägen wie einer Abschaffung des Ehegattensplittings eine klare Absage: Dies würde das Nettoeinkommen vieler Ehepaare deutlich reduzieren und dazu führen, dass „zumindest die untere Einkommenshälfte wahrscheinlich zu Vollzeiterwerbstätigkeit beider Elternteile gezwungen wäre“. Dabei zeigten Studien, dass Mütter in der Teilzeitarbeit meist ziemlich zufrieden sind: „Nur sehr wenige Paare mit jüngeren Kindern halten es für ideal, dass beide Elternteile Vollzeit arbeiten“, so Schröder. Selbst wenn die Kita- und Grundschulbetreuung in Deutschland optimal wäre, wollten die meisten Familien in Deutschland ihre Kinder ab 15 oder 16 Uhr zu Hause betreuen.

Dass sich öfter Frauen als Männer dafür entscheiden, die Arbeitszeit zu Gunsten der Familie zu reduzieren, ist für Schröder kein Argument: „Frauen setzen in der Regel andere Prioritäten als Männer“, so die stellvertretende Vorsitzende der Denkfabrik R21. „Ich kann an diesen ungleichen Neigungen von Frauen und Männern, die sich von der Wahl des Studienfachs über die Kriterien der Partnersuche bis zur Wahl der Steuerklasse zieht, einfach nichts Schlimmes finden.“

Aus Sicht von Unternehmen bedeute dies: „Wenn sie gute Frauen gewinnen wollen, dann müssen sie attraktive Teilzeitmodelle anbieten. Und zwar auch auf der höchsten Führungsebenen.“ Dies könne etwa in Form von Job-Sharing Modellen funktionieren, bei denen beide 30 Stunden arbeiten. „In der derzeitigen Arbeitsmarktsituation werden es sich Unternehmen kaum leisten können, nicht auch in Top-Postionen solche Modelle anzubieten“, so Schröder.

Die Kolumne in voller Länge finden Sie hier.

Kristina Schröder

Kristina Schröder ist stellvertretende Leiterin der Denkfabrik R21 und arbeitet als selbständige Unternehmensberaterin, Publizistin und Kolumnistin bei der Tageszeitung WELT. Von 2002 bis 2017 war die Christdemokratin Mitglied des Deutschen Bundestages. Neben ihrem Mandat schrieb sie ihre Dissertation bei dem Mainzer Politikwissenschaftler Jürgen W. Falter zum Unterschied zwischen Gleichheit und Gerechtigkeit. Von 2009 bis 2013 war sie Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. „Danke, emanzipiert sind wir selber. Abschied vom Diktat der Rollenbilder“ lautete der Titel ihrer 2012 erschienenen Streitschrift, in der sie für eine Politik der Wahlfreiheit und des Respekt des Staates gegenüber privaten Lebensentwürfen von Frauen und Familien plädiert. Im September 2021 veröffentlichte Kristina Schröder die Essaysammlung "FreiSinnig. Politische Notizen zur Lage der Zukunft". Schröder engagiert sich ehrenamtlich in der schulischen Elternarbeit und als Botschafterin der Initiative Neue soziale Marktwirtschaft.

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